Krise
- Ray
- Mar 29, 2024
- 4 min read
Updated: May 12, 2024
Im vorherigen Blogpost habe ich über meine Erfahrungen in der Yoga-Lehrer*innen-Ausbildung berichtet. Diese hat mich in eine Krise geführt.
Ich will zusammen mit Euch raus aus meiner Krise und rein in (m)eine Vision, die ich mir noch nicht ausgemalt habe, aber die es irgendwie irgendwo schon gibt - ich kenne sie nur noch nicht.
Was mir wirklich fehlt ist eine mehr oder weniger klare Vision, damit ich weiß wofür ich was mache. Salopp gesagt: damit ich weiß wofür ich lebe. Hier spannt sich der Bogen zum Ikigai, welches mir die Richtung, in die meine Vision gehen könnte schon gezeigt hat. Ich muss nur nochmal genau/er hinschauen.
Doch nun nochmal zurück zum Krisen-Modus: Ich muss sagen, dass ich kurz vor meiner Abreise in Berlin schon eine schwierige Zeit hatte, somit war die Ausbildung ein fantastischer Katalysator um mich tiefer in diese essenziellen Lebensfragen, die diese Krise für mich ausmachen, zu stürzen.
Was ich auf jeden Fall schon extrem auf dieser Reise gespürt habe, ist, dass ich allen Ballast, alle Schwere, alles Glück, alle Reflektiertheit und alle Probleme, die sich in meinem Leben so ansammeln, mitnehme. Grundsätzlich vollkommen logisch, aber so richtig bewusst wahrgenommen und gefühlt, habe ich es erst hier. Die Gedankenspiralen und auch die Schwere haben sich in meinen Rucksack gepackt und packen sich einfach aus, wann immer sie Lust haben.
Toll. Dabei bin ich doch hier auf Weltreise und sollte jeden Augenblick aufsaugen, jedes Gefühl umarmen und generell die ganze Zeit präsent sein. Meistens kommen die Dinge anders als man denkt.

Als ich also nach einigen Wochen Yoga-Ausbildung spürte, dass meine Gedanken wieder zu kreisen begonnen, fing ich an intensiv zu beobachten. Mir wurde bewusst, dass dies Gedanken waren, die mich seit längerer Zeit begleiten und gleichzeitig hatte ich die Ablenkungsmechanismen wahrgenommen, die ich entwickelt hatte. Durch die Yoga-Ausbildung hatte ich Raum und Mut, mit diesen Gedanken zu sitzen und sie zuzulassen. Es passierte erstmal gar nicht so viel. Zumindest im Außen nicht. Im Innen kamen Schmerz und Verzweiflung auf und dann auch ein ziemlich tiefes Gefühl von verloren sein. Ein bisschen so, als wäre ich im freien Fall und normalerweise mag ich das Gefühl echt gerne, aber in dem Augenblick wollte ich es echt loswerden, so unangenehm fühlte sich das an.
Außerdem spürte ich einen unwahrscheinlichen Druck. Ich spürte ihn in meinem Brustkorb genau in der Mitte, vielleicht da wo mein Herz liegt? So ein brennendes unangenehmes schweres Drücken. Woher kommt das und wie kann ich das verdammt nochmal loswerden? Da kam direkt wieder riesige Lust in mir auf mich abzulenken, aber ich versuchte in diesem Moment einmal dran zu bleiben.
Folgende Fragen kamen in mir auf: Wieso bin ich hier? Was soll ich tun? Wo soll ich hin? Was zur Hölle mache ich (mit meinem Leben) hier?
Indem ich mich mit diesem Schmerz auseinander setzte, traf ich immer wieder auf die Sinnlosigkeit. Ich hatte auch die Erkenntnis dass ein Teil des Schmerzes auch immer da sein wird. Ich trage ihn in mir, weil er mir über Generationen vererbt wurde und ich ihn als erste Generation so richtig zulasse und fühle.
Ich fühlte eine sehr intensive Leere. Ich kenne mich durch viele Jahre Therapie ganz gut. Ich denke es ist ein lebenslanger Prozess, den ich mein Leben lang weiterführen möchte. Ich kenne diese innere Leere so extrem gut, wie meine Wut. Das Thema der Sinnlosigkeit resoniert besonders in diesem Zusammenhang. Immer wenn ich mich auf einem bestimmten Weg befinde, verflüchtigt sich die Leere, aber wenn ich für mich ganz allein sitze, kommt sie ganz langsam, heimlich und unscheinbar hervorgekrochen, bis sie mich komplett umhüllt und mich fast verschluckt. Ich habe noch nicht ganz geschafft mich komplett gegen sie zu wehren, wobei wehren vermutlich der falsche Ansatz ist, weil Gefühle gefühlt werden wollen.
Um die Leere nach und nach zu füllen und Sinnhaftigkeit zu finden, kam mir die Idee auf eine persönliche Vision hinzuarbeiten.
Nach einiger Recherche stieß ich dann auf die Seite von Regina Schlager ( http://www.reginaschlager.ch/ ), die ein Modell ausgearbeitet hat, welches Menschen helfen kann die eigene Vision zu erkennen.
Es ging hauptsächlich darum einige Fragen für mich selbst zu beantworten, die einerseits aufzeigen, was für ein Arbeits-Typ ich bin und andererseits darum, was ich generell für ein Mensch bin.
Wo liegen meine Werte? Was bedeuten diese Werte für mich? Welche sind besonders entscheidend für mich? Was sind meine tiefsten Wünsche und Sehnsüchte? Was träume ich, wenn ich ungestört bin und nicht unter Druck stehe? Was träume ich, wenn es keine Grenzen gäbe? Später fertigte ich dazu ein Visionboard an und schrieb explizit auf, wie mein idealer Arbeitstag aussehen kann.
Mir hat das in kürzester Zeit einen echten Anhaltspunkt gegeben und ich hab schon von dem Gedanken an meine Vision wieder mehr Lust bekommen da zu sein, um dem entgegen zu arbeiten.

Das hat natürlich nicht dazu geführt, dass sich alle Gefühle in Luft aufgelöst haben. Aber es hat mir einen Anhaltspunkt gegeben, für Antworten auf die vielen unterschiedlichen Gefühle in mir. Immer wenn ich nun mit den Gefühlen sitze, kann ich sie etwas differenzierter betrachten und bin nicht mehr ganz so ausgeliefert, weil es einen neuen Fokus gibt. Sobald nun das tiefe Gefühl der Leere auftritt, versuche ich mir immer genauer meine Vision vor Augen zu führen und mir so deutlich zu machen, wofür ich welche Dinge mache.
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